Aus Klassikern und von vielen Abenteuern
Urfelder Rheinschule machte beim zwölften bundesweiten Vorlesetag mit
Von Montserrat Manke
Urfeld. „So vergingen einige Jahre. Aladdin war ein junger Herr geworden. Eines Tages nun wollte es der Zufall, dass er die Tochter des Sultans, Prinzessin Balruldubur-„. Jäh werde ich unterbrochen: „Die heißt Jasmin“, sagt Ploy (6) zu mir. „Nein“, entgegne ich, „sie heißt Balrulbudur“. Das verstehen die Kleinen nicht. Denn sie kennen Aladdin doch ganz genau. Das ist der von Disney und er erlebt mit seiner Jasmin tolle Abenteuer.
Tatsächlich ist der Knabe mit der Wunderlampe in den meisten europäischen Ausgaben der Märchen aus 1001 Nacht enthalten, im arabischen Original jedoch nicht. Antoine Galland fügte die Geschichte Anfang 1700 einfach hinzu, als er vier Jahre lang an der ersten Übersetzung von „Tausend und eine Nacht“ ins Französische arbeitete.
Es ist bundesweiter Vorlesetag, und ich mache mit. Sieben „Pänz“ haben sich um mich herum in ihre Decken und Kissen gekuschet und ihre Kuscheltiere im Arm. Die meisten kennen mich, ich bin die Mutter einer Erstklässlerin an der Lehranstalt. Schnell sind wir vertraut und ich erfahre, dass sechs der sieben Kinder in meiner Runde jeden Abend vorgelesen bekommen. Finde ich gut.
Zum zwölften Mal findet der Vorlesetag statt, der auf eine Initiative von „Die Zeit“, der „Stiftung Lesen“ und der Deutsche Bahn Stiftung zurückgeht. Etwa 90 000 Männer und Frauen machen 2015 mit, gehen in deutsche Schulen, Kindergärten und andere Einrichtungen, um Kindern vorzulesen – darunter viele Prominente, wie zum Beispiel Henning Krautmacher oder Rolf Zuckowski.
24 Mamis, Papis, Tanten, Omis sowie Opis sind an diesem Morgen in Urfeld dabei, und bevor es in die Klassen geht, bekommen wir Anleitungen vom Organisationsteam. Sonderpädagogin Wioleta Hartmann, Lehrerin Katharina Peckmann sowie Beate Schultz und Sonja Reiter von der Schulpflegschaft haben sich viel Mühe gegeben, den Kindern im Vorfeld die Bücher vorgestellt und alles organisiert.
Wir Eltern sind ein wenig nervös, denn es ist doch etwas anderes, seinem Kind eine Gute-Nacht-Geschichte oder bis zu zehn Kindern etwas vorzulesen. Doch wir freuen uns auf die Aufgabe.
Silke Kirchartz, Mutter von Felix (5) und Rebecca (8), liest ihren Kindern jeden Abend vor. Sie hat „Das magische Baumhaus“ mitgebracht. Michael Fischer, Papa von Sarah und Moritz (beide 7) wird aus Tom Sawyer und Jim Knopf vorlesen. Christian Hautop verlässt sich ebenfalls auf einen bekannten Kinderbuchautor: Janosch. Genauso wie die Omi von Hagen (8) und Sobbe, Eva Maria Gips: Sie liest aus Astrid Lingrens „Pelle zieht aus“. Christina Banki, Mami von Diana (7) und David (5) hat „Ich bin stark, ich saglaut nein!“ mitgebracht.
Ausgerüstet mit einem Becher Wasser begeben wir uns in die Klassen, um 184 Grundschülern eine Stunde lang vorzulesen. Und es klappt, kein Kind muss in den eigens eingerichteten Raum gebracht werden, weil es zu unruhig ist.
Nach der Stunde treffen wir uns wieder in der schuleigenen Bücherei. Wir bekommen einen Kaffee und sollen auf ein Blatt schreiben, was wir gut fanden, was nicht, und was man besser machen könnte.
Denn eines steht fest: Nach der gelungenen Premiere des ersten Vorlesetags in der Rheinschule soll es nächstes Jahr eine Fortsetzung auf Wesselinger Boden geben.
Dann machen ja vielleicht noch mehr mit und die kleine Stadt am Rhein kann sich beim begleitenden Wettbewerb beteiligen, denn jährlich wird zum bundesweiten Vorlesetag die aktivste, die öffentlichkeitswirksamste und die außergewöhnlichste Vorlesehauptstadt gesucht.
Fotos: Barbara Beyer